Unverhältnismäßiger Polizei-Einsatz im Fanprojekt

Darmstadt, 3.12.2017
Die Enttäuschung über die Niederlage im Abstiegskampf gegen den SSV Jahn war bei allen Lilienfans noch nicht abgeklungen, da wurde der Sonntag durch einen anderen Vorfall vollends zur Nervenprobe.

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Bild: privat

Nach dem Spiel wollten einige Lilienfans direkt vom Stadion aus zur angekündigten Weihnachtsfeier des Fanprojekts gehen. Verteilt lief die Gruppe von Lilienfans über die Nieder-Ramstädter-Straße bis zu den Räumlichkeiten des Fanprojekts in der Erbacher Str.1, wo um 17:30 Uhr eine größere Anzahl an Polizei-Dienstfahrzeugen vorfuhr und die friedliche Feier beendete. Hier wurde bekannt, dass es wohl zu einem Eigentumsdelikt ohne Körperverletzung im Bereich des Jugendstilbads gekommen sein soll. Da die Polizei die unbekannten Täter im Fanprojekt vermutete, wurde die Räumlichkeit von der Darmstädter Polizei, sowie einer eingesetzten Beweis- und Festnahmeeinheit umstellt. Der bloße Verdacht aufgrund der räumlichen Nähe des Fanprojekts zum Tatort reichte der oder dem zuständigen Richter/in wohl aus, um den kurzfristigen Antrag der Einsatzleitung auf einen Durchsuchungsbeschluss stattzugeben. Daraufhin erfolgte eine Personenkontrolle aller Anwesenden (rund 60 Fans) inklusive Durchsuchung und Lichtbildnahmen. Dabei war keinerlei nachvollziehbare Einsatzstrategie zu erkennen, da die eingesetzten Beamten den ersten 15-20 kontrollierten Personen ein willkürliches Platzverbot erteilten, um anschließend alle verbliebenen (größtenteils jüngeren) Personen vor dem Fanprojekt einzukesseln und anschließend in der Kälte auf unbestimmte Zeit warten zu lassen.

Im Anschluss durchsuchten die eingesetzten Beamten sehr gründlich die Räumlichkeiten des Fanprojekts, ohne jedoch die vermissten Fanutensilien oder die vermeintlichen Täter zu finden. Nur dem kooperativen Einsatz der Fanprojekt-Mitarbeiter und dem kühlen Kopf der anwesenden Lilienfans ist es zu verdanken, dass die Situation ohne jegliche Eskalation abgelaufen ist.

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Bild: privat

Wir verurteilen diesen Einsatz auf das Schärfste. Mit der Durchsuchung einer sozialpädagogischen Fan-Einrichtung, die seit 15 Jahren dafür bekannt ist als Anlaufstelle und Schutzraum für jugendliche Lilienfans zu fungieren, hat die Polizei eine deutliche Grenze überschritten und viel vertrauensbildende Arbeit an einem einzigen Abend zerstört. Die schon lange geplante Weihnachtsfeier, von der die Einsatzleitung und Szenekundigen Beamten durch den Fanprojekt-Beirat bereits im Vorfeld Kenntnis hatten, konnte somit nicht wie geplant stattfinden. Stattdessen muss nun darüber diskutiert werden, ob der reine Verdacht und räumliche Nähe zu einer Straftat ausreichend sind, um ein etabliertes sozialpädagogisches Jugendhaus in dieser Form zu kriminalisieren und das Verhältnis zwischen Polizei und Fanszene damit weiter wissentlich zu verschlechtern. Und das ohne am Ende einen Beweis für die Notwendigkeit der Maßnahme zu erbringen.

Zudem bleibt auch die Frage, was genau mit den erfassten Daten passieren wird. Viele der kontrollierten Fans sind weder polizeibekannt (teilweise noch nicht mal volljährig) und müssen nun damit rechnen, dass ihre Daten in diesem Zusammenhang abgespeichert werden, obwohl sie sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. Wie schnell heutzutage sein Name in Sammelkarteien wie der häufig kritisierten „Datei Gewalttäter Sport“ steht, ohne dass überhaupt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, ist weithin bekannt und verstärkt unsere Sorgen in diese Richtung. Wir raten daher allen betroffenen Lilien – nach angemessenem Zeitraum und am besten in Absprache mit der Lilien-Fanhilfe – zu einer Datenabfrage und Beantragung auf Löschung (die Anträge dazu findet ihr auf unserer Homepage unter http://fanhilfe.block1898.de/?page_id=31 ). Wer sich im Nachgang dieser Maßnahme weiteren rechtlichen Schritten ausgesetzt sieht, sollte uns bitte umgehend kontaktieren. Wir stehen euch mit Beratung und Hilfe im Umgang mit Polizei, Justiz und Verwaltungsbehörden zur Seite

Weiter bitten wir mögliche Zeugen, die Rechtsübertretungen der Polizei im Zusammenhang der durchgeführten Maßnahmen gesehen oder sogar dokumentiert haben, sich bei uns via Email oder Facebook zu melden.

Lilien-Fanhilfe

Pressespiegel März 2017

März 2017:

Fan-Hilfe Mönchengladbach: Fan-Hilfe Mönchengladbach zu Vorfall beim Auswärtsspiel in Bremen

Fanhilfe Nordtribüne: Die Geschehnisse hinter dem Gästeblock in Leipzig

Eiserne Hilfe: Analyse der Polizeimeldung, zusätzliche Fakten und daraus zwingende Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit der polizeilichen Mittel 

Kurvenhilfe Leverkusen: Bayer Leverkusen spricht unbeteiligten Personen 3-jährige Stadionverbote aus

Kurvenhilfe Leverkusen: Unverhältnismäßiger Polizeieinsatz beim Heimspiel gegen Frankfurt

Fanhilfe Magdeburg: Topspiel der 3. Liga wirft dunkle Schatten voraus

Pro Fans: Einwurf zum aktuellen Urteil des DFB-Sportgerichts

Schwarz-Gelbe-Hilfe: Der sächsische Weg mit Polizeikritik umzugehen – über die zentrale Beschwerdestelle der Polizei

BR: Deutsche Justiz – Wie gefährdet ist unser Recht?

BR: Beamtensold, ohne als Polizist zu arbeiten?

Westline: Der Fußballfan – Staatsfeind Nummer 1?!

Faszination Fankurve: FC Bayern Ultras kritisieren Polizeieinsatz in Berlin

Süddeutsche Zeitung: BVB-Fans kritisieren harten Polizei-Einsatz

TZ: Unschuldige Fußballfans im Visier? – Geheime Datenbank: Bayern-Fanclubs wehren sich

Süddeutsche Zeitung: Respekt entsteht nicht durch Drohungen

neues deutschland: Aktionismus und einfache Lösungen

taz: Richter holen Fan aus dem Strafraum

 

Pressespiegel Februar 2017

Februar 2017:

Rot-Schwarze-Hilfe: Der Kampf gegen das unberechtigte Stadionverbot

Schwarz-Gelbe Hilfe: Einsatzkräfte der Polizei bei Heimspielen der Sportgemeinschaft

Faszination Fankurve: DFB hebt 46 Stadionverbote von KSC-Ultras auf

Nordbayern.de: Hauptbahnhof: Polizeihund schubst Frau aufs Gleis

TAG24: Nach Dynamo-Spiel: Polizeihund schubst Frau auf Bahngleise

spiegel.de: Wettbewerb der größten Scharfmacher

zeit.de: Der Polizist als Opfer

bundestag.de: Datenschutzproblematik der Datei „Gewalttäter Sport“

Süddeutsche Zeitung: Bundesverfassungsgericht – ACAB ist keine persönliche Beleidigung für Polizisten

Abendzeitung: Geheimes Verzeichnis: Polizei sammelt Daten von Münchener Fans

Hanseator-Blog: Witzischkeit kennt keine Grenzen

DerWesten: „Für mich sind alle Fußball-Fans Gesocks“: Heftige Aussage einer Richterin bei Prozess gegen Schalke-Fan

Fanhilfe Hannover: Neujahrsgrüße – …und Rückblick auf das Jahr 2016

Fanhilfe Hannover: Erneute erfolgreiche Beschwerde beim Presserat gegen die Hannoversche Allgemeine Zeitung und die Hannoversche Neue Presse

Blau-Weiß-Rote Hilfe: Polizeieinsatz nach dem Auswärtsspiel in Duisburg – das Nachspiel

1LIVE: Polizei vs. Ultras – Der Kampf im deutschen Fußball – Radioreportage, u.a. mit Ultras aus Oberhausen

Fanhilfe in Darmstadt nimmt Arbeit auf

Lange wurde im Hintergrund gearbeitet – jetzt haben wir es geschafft! Die LILIEN-FANHILFE geht an den Start, um der Darmstädter Fanszene mit Tipps und Vermittlung in juristischen Fragen zur Seite zu stehen. Seit Jahren häufen sich Vorfälle, in denen Lilienfans die Folgen von polizeilichen und juristischen Verfehlungen zu spüren bekamen. Damit soll nun Schluss sein!

Wir wollen Lilienfans dabei helfen ihre Rechte zu kennen und wahrzunehmen, legen dabei aber großen Wert darauf, dass wir eine Solidargemeinschaft zum Schutz der Rechte aller 98er sind und keine Freibriefe für Rechtsbrüche im Rahmen von Lilienspielen verteilen.

Ab dem morgigen Heimspiel gegen Borussia Dortmund werden wir mit einem Stand und Infomaterial vor dem Spiel am Fan-Container präsent sein. Dort könnt ihr auch persönlich mit uns in Kontakt treten, Fragen stellen und nützliche Informationen bekommen.

Unterstützt uns, informiert euch, und setzt gemeinsam mit uns ein deutliches Zeichen für die Rechte von Fussballfans!

Ihr erreicht uns per E-Mail unter lilien-fanhilfe@gmx.de sowie bei Notfällen an Spieltagen telefonisch unter 01577 353 1657